IKZ vom 15.05.2024 Ralf Tiemann

Den Fake News etwas entgegensetzen

Lions-Club Iserlohn und städtischer Jugendschutz machen mit einem Schüler-Workshop gegen Verschwörungs-Mythen mobil

IKZ vom 15.05.2024 Ralf Tiemann

Iserlohn 

Angela Merkel ist gar kein Mensch, sondern eine Reptiloide, das Coronavirus war nur eine Erfindung, um die Menschheit mittels einer Zwangsimpfe zu überwachen, und eine Art Weltelite entführt unsere Kinder, um sich von ihrem Blut zu ernähren – man kennt solche Verschwörungserzählungen. Und wenn das grundlegende Problem dahinter nicht so bitterernst wäre, könnte man sich sogar köstlich darüber amüsieren.

„Das Problem ist virulent“, sagt Thomas Laatsch vom Lions-Club Iserlohn. Denn schließlich seien Verschwörungsmythen und vor allem die vielen kleineren Fake News nicht so plakativ und leicht zu entlarven, wie bei diesen verrückten Beispielen. „Fake News sind oft sehr subtil“, sagt er. „Man merkt oft gar nicht, wie man getäuscht und in die Irre geführt wird.“ Deswegen sei eminent wichtig, Kinder und Jugendliche schon möglichst früh zu schulen, wie sie Fake News erkennen, und wie sie damit umgehen können. Eine solche Medienkompetenz sei heute auch ein wichtiges Stück Demokratie-Förderung.

Finanzielle Unterstützung und Anstoß für „Goldenen Aluhut“

Bei diesem Anliegen hat der Lions-Club jetzt einen großen Erfolg gefeiert. 10.000 Euro aus dem Erlös der jährlichen Adventskalender-Aktion hatte der Service-Club in die Hand genommen, um im Zusammenspiel mit Jörg Simon vom Jugendschutz der Stadt Iserlohn Angebote zu diesem Thema zu machen. Gleichzeitig hatte Laatsch den Anstoß dazu gegeben, mit der Organisation „Der Goldene Aluhut“ externe Experten für die Schulungen hinzuzuholen.

Der erste Aufschlag im vergangenen Jahr mit dem Workshop „Make Facts Great Again“ für 8. und 9. Klassen sei eher enttäuschend verlaufen, sagt Jörg Simon. Die Schülerinnen und Schüler dieser Jahrgänge seien einfach noch zu jung gewesen, um einen echten Erfolg zu erzielen. Umso erfreuter war er nun, dass die zweite Aktion in Form eines Online-Barcamps mit interaktiven Praxisteilen eine so starke Resonanz erfahren hatte.

Knapp 60 Teilnehmer von Schulen und Trägern

Knapp 60 Jugendliche des Friederike-Fliedner-Berufskollegs, des Gymnasiums Letmathe, des Berufsbildungsträgers „Inab Jugend & Beruf“ und des Bundesfreiwilligendienstes der Stadt Iserlohn haben daran teilgenommen. Und die hätten ein wirklich gutes Rüstzeug an die Hand bekommen, um sich gegen Fake News zu wappnen. „Das war wirklich großes Kino“, war Simon im Nachgang restlos begeistert. „Die jungen Leute hat das nicht nur zum kritischen Nachdenken gebracht, sondern auch befähigt, sich dem entgegenzustellen.“

Auch die anderen Akteure des Barcamps waren im Nachgang voll des Lobes. So sagte Giulia Silberberger, Geschäftsführerin von „Der goldene Aluhut“, dass dieses Barcamp auch für sie und die beiden anderen Moderatoren eine großartige Erfahrung gewesen sei. „Alle Schülerinnen und Schüler haben trotz des langen Tages mit schweren Inhalten aktiv mitgearbeitet und waren bis zum Schluss aufmerksam dabei.“ Besonders gefreut habe sie die starke Digitalkompetenz der Iserlohner Jugendlichen im Erkennen von KI-generierten Inhalten. Und Sabine Hinterberger, die als Koordinatorin des Bundesfreiwilligendienstes der Stadt Iserlohn dabei war, hob den erfrischenden und ausgesprochen kompetenten Leitungsstil der drei Referenten hervor. Auch ihr selbst sei noch einmal klar geworden, wie wichtig das Thema sei.

Angebot sollte in keinem Schulprogramm fehlen

Vielleicht ist es trotz des ernsten Themas doch ganz gut, wenn man mit einer gewissen Portion Humor drangeht. Denn dafür ist der „Goldene Aluhut“ ja vor allem bekannt – dafür, dass er die verrücktesten Schwurbeleien im Netz als Screenshot postet und die abstrusesten Verschwörungs-Mythen mit eben diesem „Goldenen Aluhut“ auszeichnet. So etwas kommt bei den Jugendlichen offensichtlich sehr gut an – und darf durchaus wiederholt werden, wie Jörg Simon sagt. „Im Grunde dürfte so etwas in keinem Schulprogramm fehlen.“ Und auch Thomas Laatsch ist nach diesem Erfolg einer Fortsetzung nicht abgeneigt.